1950 - Der erste Nindorfer Faslam

Wie nach dem Ersten Weltkrieg, so hörten auch nach dem Zweiten Weltkrieg die Nindorfer von den Faslamsfeiern aus der Umgebung. Waren es damals aber die jungen Leute gewesen, die den Anstoß zum Faslam gegeben hatten, so war es nun die Wirtin Hermine Matthies. Sie fragte unter der Jugend nach, ob Nindorf nicht auch wie vielerorts wieder Faslam feiern wolle.

 

Da war es zuerst Otto Krug, der die Anregung aufnahm und die jungen Männer im Dorf um sich versammelte. Das war um die Weihnachtszeit 1949, und schon am letzten Wochenende im Januar des neuen Jahres sollte der erste Faslam stattfinden. Schnell musste man alle Einzelheiten besprechen, welche die Besonderheit eines solchen Festes ausmachten:

 

• An welchen Wochentagen soll Faslam sein?

• Wann soll der Tanz stattfinden?

• Soll ein Preisskat zum Fest gehören?

• Wie finden wir eine Musikkapelle?

• Was ist mit dem Schnorren und dem Kömbuddelsuchen?

• Woher nehmen wir das Geld für den Faslam?

• Findet ein Essen statt?

• Wo soll getanzt werden? Hatte das einzige Gasthaus im Dorfe

   doch bis 1958 noch keinen Saal!

• Wer hat einen Fotoapparat für Erinnerungsfotos?

• Wer kann hinter der Theke stehen, wenn die Wirtin die Küche

   betreibt?

 

Für all diese Fragen war Otto Krug mit seinen Faslamsbrüdern der richtige Mann. Darum gilt er in Nindorf als der erste Faslamsvadder nach dem Krieg. Eine Faslamsmudder stand ihm damals noch nicht zur Seite, es gab aber einen Adjutanten, der des Vergnügens wegen ernannt wurde. Jetzt und in allen folgenden Jahren war das Erich Menke. Hinter der Theke sollte an zwei Tagen Ewald Schierhorn Schnaps und Bier ausschenken.

 

Kam nun das letzte Wochenende im Januar heran, trafen sich die jungen Männer Nindorfs sonnabends nach dem Mittag im Gasthaus bei Främbs. Damals wird Erich Menke vom Perhop einer der letzten gewesen sein und mit einem lauten Faslamsruf alle anderen begrüßt haben.

So erinnert sich Heinz Leu heute noch genau, dass von nun an der Nindorfer Faslam jedes Jahr als eröffnet galt, wenn Erich in die Tür kam und allen sein lautes ”Faslam” entbot. Gleichzeitig griffen alle fleißig nach Bier und Korn, unterhielten sich angeregt und verbrachten so den ersten Faslamstag.

 

1950 und in den Jahren darauf waren dann am Sonntag und Montag die Höhepunkte des Faslamstreibens. Sonntags suchten die Faslamsbrüder zuerst nach der Kömbuddel, die auf irgendeinem Gehöft im Dorf versteckt war.

 

Abends gingen Jung und Alt zum Tanz, der im Eckzimmer und nach Bedarf auch in den anderen vorderen Gasträumen stattfand, da Främbs erst 1958 einen Saal an ihr Gasthaus anbauten.

Schnorren gingen die Nindorfer montags. Das war zuerst auch der Tag der Skatspieler.

 

Für die Faslamsbrüder gab es die geschnorrte Wurst und Eier mit Kartoffelsalat, von der Wirtin angerichtet. Abends spielte nochmals eine Kapelle zum Tanze auf. Damit sollte der Faslam zu Ende gehen. Nur die jungen Leute hatten noch am Dienstag Lust, um- und aufzuräumen, woran sich ein abschließendes Trinkgelage anschloss.

 

Wer sich um Erinnerungsfotos bemühen wollte, konnte in den nächsten Tagen in Hanstedt bei Foto-Meyn nachfragen. Der war zum Fotografieren gebeten worden.